Die Altstadt

Das Herz der Stadt ist jung geblieben

200 Lokale in der Düsseldorfer Altstadt / Die Heimat des Altbiers / Mit St. Lambertus fing es an / Kultur in der Karlstadt

Aus der Altstadt ist Düsseldorf gewachsen, und sie ist bis heute das Herz der Landeshauptstadt geblieben. Wer nach Düsseldorf kommt, landet sehr bald in diesem kaum einen halben Quadratkilometer großen Viertel mit den engen Gassen und den vielen Lokalen. Für Besucher ist die Altstadt ein Magnet, der sie immer wieder in ihren Bann zieht. Zwischen Rhein und Heinrich-Heine-Allee gibt es mehr als 200 Restaurants und Gaststätten. Da ist alles vertreten - vom französischen Feinschmeckerlokal bis zum Muschelhaus, vom koreanischen bis zum arabischen Restaurant. Und niemand braucht zu dürsten. Schließlich ist die Altstadt die Heimat des Altbiers. Nirgendwo schmeckt das nach alten Rezepten obergärig gebraute Bier so gut wie an der "längsten Theke der Welt".

Die Altstadt gilt als der geselligste Platz in Düsseldorf. Da geht Kommunikation vor Konsum, ihre Atmosphäre wirkt beruhigend, besänftigend, aber nie einschläfernd. Die Zeit spielt keine Rolle, vor allem abends, wenn man von Lokal zu Lokal zieht, einer Jazz-Band zuhört oder nach den letzten Disco-Hits tanzt.

Freilich: Nicht nur in den Abend- und Nachtstunden, auch tagsüber ist die Altstadt lebendig. Geschäfte, Shops und Boutiquen, wie in der für Fußgänger reservierten Flingerstraße, laden zum Einkaufsbummel ein.

Mehr als 700 Jahre alt ist Düsseldorf, 1288 erhielt es die Stadtrechte. Damals gab es nur eine Straße, ein paar Häuser und eine Kirche, die Lambertuskirche. Die kleinstädtische Atmosphäre hat sich rund um die gotische Hallenkirche mit dem schiefen Turm bestens erhalten. Ein paar Schritte nur vom Trubel weg, an der Düssel vorbei, die hier in den Rhein mündet, und man steht auf dem Stiftsplatz. Von hier aus entwickelte sich Düsseldorf zunächst langsam, dann, als die Stadt vor 600 Jahren zur Residenz des Herzogtums Berg wurde, rascher. Die Herzöge errichteten an der Düsselmündung ein Schloss. Der Turm am Burgplatz, der das Schifffahrtmuseum beherbergt, ist der letzte Rest des Schlosses, das 1872 einen Brand zum Opfer fiel.

Die Stadt wuchs, die Bürger bauten sich ein angemessenes Rathaus. Dieser Backsteinbau von 1573 beherrscht auch heute noch den Markt-platz. In diesem Haus befinden sich die Repräsentationsräume der Stadt, haben Oberbürgermeister und Bürgermeister ihre Diensträume. Dort tagen das Stadtparlament und seine Ausschüsse. Hinter dem Rücken von Jan Wellem, dem vielgerühmten Landesherrn des 17. Jahrhunderts, der sich mit dem von Gabriel Grupello 1711 geschaffenen großen Reiterstandbild zu Lebzeiten selbst ein Denkmal setzte, wird die Stadt geführt. Wer mit aufmerksamen Blick durch die Altstadt geht, findet viele Beispiele vorbildlicher Denkmalpflege. Hier wird das historische Erbe bewahrt, das Krieg, Vernichtung und eine manchmal bedenkenlose Stadtplanung übrigließen. Einmalige Bauten sind darunter, wie die zweischiffige gotische Kreuzherrenkirche (1443) an der Ratinger Straße, die spätbarocke Andreaskirche (1628) oder die barocke Max-Kirche (1628) an der Nahtstelle zwischen der trubeligen Altstadt und der mehr kulturell geprägten Karlstadt.

Man sollte sich Zeit nehmen und auf Entdeckungsbummel gehen. Die 200 Jahre alte Karlstadt hat viel zu bieten. Ein Stadtbild aus einem Guss, Straßen rechtwinkelig, klassizistisch auch manche Fassade. In diesem Stadtviertel zwischen Altstadt und Regierungsviertel wird noch gewohnt. Auch Kultur ist hier zuhause. Hetjens-Museum/Deutsches Keramikmuseum im restaurierten Palais Nesselrode an der Schulstraße, nebenan das Filmmuseum und der Erweiterungsbau des Hetjens-Museum, das Stadtmuseum im restaurierten Palais Spee an der Bäckerstraße und im postmodernen Neubau an der Berger Allee, das international bekannte Heinrich-Heine-Institut in einem restaurierten Bürgerhaus an der Bilker Straße und das städtische Kulturzentrum Palais Wittgenstein mit dem Düsseldorfer Marionetten-Theater an derselben Straße sind Besuche wert. In kleinen Läden und in Hinterhöfen sind Künstler zuhause. Und in der Bastionstraße hat sich der Antiquitäten- und Kunstgewerbehandel konzentriert.

Diese "andere Altstadt" hat sich erst in den letzten Jahren entwickelt, als im Zeichen der Nostalgie plötzlich Kopfsteinpflaster und Gaslaternen, kleine Häuser und gemütliche Hinterhöfe wieder "in" waren. Seitdem hat sich die Einschätzung der Historie gründlich gewandelt, nicht nur in Düsseldorf. So ist der Bereich nördlich der "längsten Theke", hinter der Basilika St. Lambertus bis hin zur 100 Jahre alten Kunstakademie an der Auffahrt zur Oberkasseler Rheinbrücke, weitgehend saniert.

Wer hätte je die Besucher gezählt, die durch die Altstadt, die Karlstadt oder die nördliche Altstadt ziehen? An manchen Abenden, im Sommer oder während der großen Messen, ist kein Durchkommen. Da kann es kaum noch internationaler zugehen.

Am Rand der Altstadt lockt die nach dem U-Bahn-Bau neugestaltete Heinrich-Heine-Allee. In direkter Nachbarschaft, am Grabbeplatz, steht die Kunstsammlung NRW, Ausstellungsplatz für die Malerei des 20. Jahrhunderts. Diese Galerie rundet die Palette der großen Kultureinrichtungen am Rande der Altstadt ab: Opernhaus (Heinrich-Heine-Allee), Kunsthalle (Grabbeplatz), Kunstakademie, Tonhalle und Ehrenhof sind wesentliche Bestandteile der Düsseldorfer Kunstachse. Einen literarischen Akzent setzt das Heine-Geburtshaus an der Bolkerstraße 53, dessen Herzstück neben einem Café und einer Literaturhandlung der aufwendig renovierte Veranstaltungsraum für Lesungen ist.

Eine ganz wesentliche Änderung erfuhr das direkte Umfeld der Altstadt bereits Ende 1993: Die von täglich bis zu 55.000 Kraftfahrzeugen belastete Rheinuferstraße wurde in einen Tunnel verlegt. Die bisherige Trennung zwischen Stadt und Fluss wurde damit aufgehoben. Über die Grünzone auf dem Dach des Tunnels, die sich entlang des gesamten innerstädtischen Rheinverlaufes erstreckt, öffnen sich Stadt und Altstadt wieder zum Rhein. Mit der Verwirklichung dieses Projektes wurde ein neues Kapitel der Stadtgestaltung für das Herz der Stadt Düsseldorf aufgeschlagen.

Altstadt - das bleibt eine Mischung, die nur schwer zu beschreiben ist. Da wechseln Lokale, Geschmacksrichtungen und Trends, da wird renoviert und restauriert. Beständig ist der stete Wandel, der immer wieder Neues hervorbringt. Beständig auch die Atmosphäre mit einem Hauch von Nostalgie, aber quicklebendig. Sich ihrem Bann zu entziehen, wird kaum jemand gelingen.

 

(Quelle: Stadt Düsseldorf)